Donnerstag, 10. Juli 2008

Ausstieg aus Kohlekraftwerksbau


ANTRAG

Ausstieg aus Kohlekraftwerksbau
Die Werkleitung stellt dar, von welchen Parametern der Wirtschaftlichkeitsberechnung für die Kraftwerksbeteiligung bei Trianel in Lünen und Hamm ausgeht.

1. Angesetzter Preis für die Tonne Steinkohle
2. Angesetzter Preis der Investition pro Kilowatt Leistung

Die Werkleitung stellt weiterhin dar, ob sich mit den neuen Zahlen eine Wirtschaftlichkeit ergibt. Sollte die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben sein, ist dem Werkausschuss darzulegen zu welchen Konditionen ein Ausstieg aus der Kraftwerksbeteiligung möglich ist.

Weiterhin stellt die Werkleitung dar mit welchen Hindernissen bei der Genehmigung zu rechnen ist (Klage vom 16.6.08/ BUND und die örtliche BI).



BEGRÜNDUNG

Der explodierende Anstieg der Kohlepreise, der Investitionskosten und der CO2-Preise machen jede Wirtschaftlichkeitsberechnung zum Lotteriespiel.

Niemand kann seriös die exakten Preise in den kommenden Jahren vorhersagen, schon gar nicht in der erwarteten Betriebszeit neuer Kraftwerke. Nur eines ist klar, sie werden weiter steil ansteigen, vor allem weil bei der Kohle inzwischen ähnliche Verknappungstendenzen auf dem Weltmarkt vorherrschen wie beim Erdöl.

Bezeichnend ist, dass selbst China nun die Kohle auszugehen scheint. Wegen Kohlemangel wurden vor wenigen Tagen 58 chinesische Kohlekraftwerke geschlossen. Beim Preis für CO2 erwartet die EU-Kommission etwa 70 Euro pro Tonne ab 2013. Gewöhnlich rechnen Kohlekraftwerksinvestoren mit 20 bis 35 Euro.
Die Investitionskosten für ein Steinkohlekraftwerk werden üblicherweise mit circa 1600 bis 2000 Euro pro Kilowatt (kW) Leistung angesetzt. Von 2005 bis 2007 sind die Investitionskosten von etwa 900 Euro auf circa 1500 Euro gestiegen. Wird dieser Trend fortgeschrieben, was mit den weiter steigenden Materialpreisen zu erwarten ist, dann dürften im Jahre 2010 die Investitionskosten bei etwa 2100 bis 2300 Euro pro kW liegen.

Aktuell liegt der Kohlespotmarktpreis bei 140 bis 160 US-Dollar pro Tonne. Das ist fast eine Verdopplung gegenüber 2006. Mit aktuellem Wechselkurs, steigenden Transportkosten zum Beispiel aus Südafrika und einem Kraftwerkswirkungsgrad von 46 Prozent bedeutet dies einen Kohlepreis von bis zu 33 €/MWh, heute schon!
Viele Wirtschaftlichkeitsberechnungen von Kohlekraftwerken gehen von einem unrealistischen langfristigen Kohlepreis bis 2040 von rund 25 €/MWh aus.
Es ist zu erwarten, dass mit solchen üblichen Annahmen Investitionen in Kohlekraftwerke genauso unwirtschaftlich werden, wie Investitionen in Energieanlagen auf Erdölbasis, die noch im Jahre 2003 einen Ölpreis von 30 US-Dollar pro Barrel einsetzten. Heute liegt er aber bereits bei 140 US-Dollar.

Die Kohlepreissteigerungen der letzten beiden Jahre schlagen sich in den Stromerzeugungskosten bereits so nieder, dass Windstrom wesentlich günstiger ist als Strom aus neuen Kohlekraftwerken.

Die Stadtwerke Dachau laufen Gefahr, dass ihre Kunden in Zukunft den immer teurer wer-denden Kohlestrom nicht mehr akzeptieren werden. Ein Mix aus Erneuerbaren Energien wird spätestens ab Mitte kommenden Jahrzehnts wesentlich billiger sein als Kohlestrom. Im Übrigen haben bereits erste Investoren wie zum Beispiel die Stadtwerke München, Schussental, Hammelburg und Konstanz die Konsequenz gezogen. Sie werden sich an neuen Kohlekraftwerken nicht beteiligen.

Mehr und mehr Stromkunden werden zum billigeren Ökostromhändler wechseln oder selbst ihren Strom erzeugen, weil sie die steigenden Strompreise konventioneller Kraftwerke vermeiden wollen. Die Betreiber von Kohlekraftwerken werden ihren Kundenstamm allmählich verlieren, weil sie sich jahrzehntelang vertraglich an den Bezug vom immer teurer werdenden Kohlestrom binden.




Kai Kühnel
für die Fraktion Bündnis für Dachau

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